Innsbruck, inspiriere mich!

von Stadtstreunerin | Eva

Der Lockdown ist lange, der Lockdown ist öde: Nach über einem Jahr Krise und Pandemie habe ich kaum noch Erinnerungen daran, wie sich Lebensfreude und Inspiration anfühlen. Die einsamen Spaziergänge bei oft ungemütlichem Wetter können Austausch und Tiefgang nicht ersetzen; das viele Backen, Stricken und Puzzeln macht irgendwann auch keinen Spaß mehr, schon gar nicht, wenn währenddessen tagtäglich Menschen am Coronavirus sterben oder mit den Langzeitfolgen einer Covid-19-Infektion leben müssen. 

Ich nach dem tausendsten Spaziergang 😀

Am Ende hilft nur noch ein Perspektivenwechsel: Ich versuche seitdem, mit offenen Augen durch Stadt und Rand zu gehen und nach künstlerischen, kreativen Details Ausschau zu halten; ich suche Lebendigkeit in einem Leben, das zum Stillstand gekommen ist. Bei einem Besuch in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck finde ich tatsächlich einige neue Ansätze und Ideen, die mich durch die Tage tragen. 

Bewege, bestaune!

Innsbruck liegt am Inn und in den Bergen: eine wirklich malerische Kulisse für eine Stadt. Und Innsbruck macht was daraus. Die Innenstadt ist teils autofrei, teils Begegnungszone; die Menschen sind zu Fuß, mit dem Rad oder mit der Straßenbahn unterwegs. Ich bin glatt ein bisschen neidisch! Das Leben hier wirkt so viel entspannter als in der Autostadt Wien. Die Maria-Theresien-Straße hat sich von einer Straße in einen langgezogenen Platz verwandelt, auf dem es sich herrlich sitzen und Eis essen lässt. Noch dazu schaue ich beim Walnussfeigeschokoladeneis-Schlecken direkt auf die mächtige Nordkette.

Ganz eindeutig, was Innsbruck mir damit sagen will: Bewege dich mehr im Alltag, aber gönn dir auch immer wieder Pausen und bestaune das Leben um dich herum!

Fahrrad und Blume am Hauptplatz

Hauptsache bewegen!

Vögel fliegen am Fluss

Alles für die Liebe

Ich bin erstaunt, wie weltoffen sich die Stadt am Inn präsentiert. In einem Park finde ich eine regenbogenfarbene Bank, auf der ich meine Jause esse, und eine selbstorganisierte Bar mit klarer Ansage: Love first! 

In einem Geschäft werden Schirme um 29 Euro angeboten. Neben dem Preisschild steht „Bei Regenwetter nur 25 Euro“. Das finde ich sehr sympathisch. Und auch die Markthalle nebenan punktet bei mir: Nicht nur ist sie architektonisch interessant, es riecht auch sehr gut darin und ich kann mich in einer eigens hergerichteten Nische gratis auf das Coronavirus testen lassen.

Vor dem Wahrzeichen der Stadt, dem Goldenen Dachl, finde ich eine interessante Skulptur von Mia Florentine Weiss: einen Schriftzug, der sich als „Hate“ lesen lässt. Kaum gehe ich aber um die Skulptur herum, steht da ganz eindeutig „Love“!

Wieder eine klare Botschaft: Liebe gewinnt – immer! 

Definitiv!

Viel Liebe für Innsbruck

Nicht nur die Markthalle hat Style

Bleib kreativ!

Innsbruck inspiriert: Schon Albrecht Dürer hat vor Jahrhunderten seinen Blick auf Innsbruck festgehalten. Heute stricken Menschen Laternenpfähle ein oder sprayen großflächige Bilder auf herabgekommene Hausfassaden. Eine Buchhandlung wirbt mit dem Spruch „Es keat oanfach viel mehr glesn“ (Es gehört einfach viel mehr gelesen). Ich folge ihrem Ruf und finde tatsächlich ein Buch, das mich interessiert: Es geht darin um Seepferdchen, mein Maskottchen beim Winterschwimmen.

Mehr lesen, mehr schwimmen und auch nach dem Lockdown kreativ bleiben, das ist es, was mir Innsbruck damit mitgibt.

Dürers Blick auf Innsbruck

Ganz schön eingewickelt

Bunt, bunter, Hauswand!

Komm zu mir, komm zu dir

Zum Abschluss schaue ich mir noch die Servitenkirche in der Altstadt an, in der gerade ein Gebet stattfindet. Menschen sitzen mit viel Abstand und FFP2-Masken in den Reihen und murmeln mit, was der Priester vorspricht. Soziale Situationen wie diese sind selten geworden in den letzten 15 Monaten; es fühlt sich vertraut, aber auch irgendwie völlig radikal und ungewohnt an, in einer Gruppe zu sein.

Innsbruck erinnert mich daran, wie gut es tut, etwas gemeinsam mit anderen zu machen – und ab und zu auch mal innezuhalten.

Altar in Schwarz-Weiß

Zusammen!

Danach wird es Zeit, mit einem Rucksack voller Innsbrucker Inspirationen wieder heimzufahren. Danke Innschbrugg und bis bald! 

Weiterlesen

Schreibe einen Kommentar

*