Nachhaltig unterwegs in der Stadt

von Stadtstreunerin | Eva

Wie komme ich von A nach B? Eine Frage, die sich in der Stadt besonders oft stellt, weil es nicht nur viele As und Bs gibt, sondern auch viele Möglichkeiten, diesen Weg zu bestreiten. Zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Scooter, mit den Öffis oder doch mit dem Auto: Ich habe hier eine Orientierungshilfe verfasst, die mir gleichzeitig eine Gelegenheit gibt, über die verschiedenen Bewegungsarten nachzudenken.

Zu Fuß

Die einfachste Art, sich in der Stadt zu bewegen: zumindest für mich, die ich zwei gesunde und ausreichend kräftige Beine habe. Keine Frage, das Zu-Fuß-Gehen ist unschlagbar. Es ist belebend, umweltschonend, gesundheitsfördernd, platzsparend, inspirierend… Die Vorteile bilden eine lange Liste. Viele Städte überlegen sich deswegen Anreize, um das Zu-Fuß-Gehen attraktiver zu machen. In Wien gibt es beispielsweise die App „Wien zu Fuß“, die per Schrittetracker misst, wie viele Schritte man am Tag zurücklegt. Ab und zu können die Schritte gegen Gutscheine oder kleine Goodies eingelöst werden. Aber das braucht es gar nicht, finde ich. Beim Gehen kommen mir ähnlich gute Ideen wie beim In-die-Leere-Starren. Ob ich sie umsetze, ist dabei fast zweitrangig: Das Gehen und Nachdenken selbst ist ja auch etwas Schönes und Belohnung genug.

Trotzdem finde ich das Zu-Fuß-Gehen nicht immer angenehm. Gerade in der Stadt hat das Gehen für mich oft mit einem Schleppen zu tun: Ob schwere Einkaufstaschen, die neuesten Errungenschaften von Willhaben oder die überdimensionierte Zimmerpflanze vom Baumarkt, die ich mir spontan noch auflade – ich trage ganz schön viel von A nach B. Und am Ende eines langen Arbeitstages habe ich auch das Gefühl, mich selbst schleppen zu müssen. 

P.S.: Ich habe nach Jahren des Stadtstreunens noch immer nicht das ultimativ ideale Schuhwerk dafür gefunden. Wer einen Tipp hat, bitte gerne bei mir melden!

Fahrrad

In den Jahren von 2015 bis 2019 war das Fahrrad das wichtigste Fortbewegungsmittel für mich. Am meisten habe ich die Unabhängigkeit des Radfahrens geschätzt. Die U-Bahn fällt aus? Mir doch egal! Die Strecken, die ich dabei zurückgelegt habe, waren durchaus beachtlich. Trotzdem hat mich diese Art der Fortbewegung keine zusätzliche Zeit gekostet: Auf vielen Strecken kann das Rad mit den Öffis mithalten oder ist sogar schneller. Vor allem dann, wenn die Ampeln gerade passend geschaltet sind. Besonders angenehm habe ich an heißen Sommertagen den Fahrtwind gefunden – besser als jeder Ventilator!

In den letzten Jahren haben aber trotzdem Straßenbahn und U-Bahn das Fahrrad abgelöst. Mein damaliges Rad – zum Beispiel in diesem Artikel zu sehen – hat ständig Probleme gemacht; die Anzahl an Patschen (= Platten) war rekordverdächtig und niemand konnte mir sagen, warum. Mittlerweile habe ich es verkauft, aber bisher keinen gleichwertigen Ersatz gefunden. Gleichzeitig habe ich mit fortschreitendem Alter (*räusper*) ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass das Radfahren in Wien ganz schön riskant ist. Gesicherte Radwege sind immer noch die Ausnahme: Egal, wie oft die selbsternannte Klimamusterstadt Wien das Gegenteil behauptet, Radfahren in Wien ist anstrengend und nervenaufreibend, oft genug auch gefährlich – und so nicht für alle Menschen geeignet. Dabei könnten viel mehr Menschen – ja, auch Menschen mit einer Behinderung oder ältere Menschen – gut mit dem Rad durch die Stadt brausen, würde es ihnen die Infrastruktur erlauben. 

Öffis

Wien und die Öffis: Es ist schon eine Art von Liebe, oder? Obwohl viele, die die öffentlichen Verkehrsmittel benützen, Qualitätsmängel beklagen – unter anderem die berüchtigte Wiener-Linien-Minute (längere Wartezeiten als als Display angekündigt) -, fahren doch die meisten Wiener:innen halbwegs gerne damit. Die Verbindungen von U-Bahn, Straßenbahn und Bus legen sich als dichtes Netz über die ganze Stadt. Und das kommt uns nicht nur im Alltag zugute: Die Straßenbahnlinie 49, auch bekannt als 49er, fährt beispielsweise fast bis in den Wienerwald, kurz vor der Endstation beginnt der Stadtwanderweg 4. 

Ich selbst fahre oft mit der Straßenbahn und habe mir angewöhnt, dabei zu lesen. Anfangs ist es mir schwergefallen, mich in der hektischen Umgebung – ständig steigt wer ein und aus – auf ein Buch zu konzentrieren. Aber seitdem es mir gelingt, lese ich viel mehr als früher und empfinde die langen Fahrten als entspannter. Meine liebste Öffi-Verbindung ist aber nicht auf Straßenbahnschienen zu finden, sondern auf Gleisen: Die S-Bahn-Linie 45, die „Vorortelinie“, zieht sich wie ein grünes Band durch die westlichen Wiener Außenbezirke und bringt mich rasch vom Wienerwald zur Donau. Wenn die S45, so wie diesen Sommer, durch eine Baustelle unterbrochen ist, nehme ich das richtig persönlich!

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Öffi-Fahren nicht selbstverständlich ist. Wenn die U-Bahn plötzlich im Tunnel stehenbleibt, komme ich recht schnell ins Schwitzen, auch wenn mir klar ist, dass dabei „eigentlich“ nichts passieren kann. Gar nicht so wenige Menschen vermeiden die Öffis, weil sie unter Angstzuständen leiden, z.B. unter Angst vor engen Räumen, wie es U-Bahn-Tunnels und Bim-Garnituren nun mal sind. Die Wiener Linien haben in diesem Zusammenhang ein vorbildliches Projekt gestartet, es heißt „Angstfrei Mobil“. Damit sollen sogenannte psychische Barrieren im städtischen Alltag abgebaut werden. Finde ich uneingeschränkt super!

Auto

Sei es, um die berühmte Waschmaschine von A nach B zu transportieren, oder um die Familie samt Baby und Urgroßmutter zur Geburtstagsfeier zu bringen – manchmal steige auch ich in ein Auto ein. Und dann am liebsten in eines, das ohne fossile Brennstoffe auskommt. Smart #1 ist eine wortwörtlich smarte Alternative: kompakt, bunt und schick. Passend zum Rest der Stadt!

Übrigens: Ein Konzept, mit dem ich mich sehr gut anfreunden kann, ist das niederländische „Auto te gast“ (Auto zu Gast). Autofahren in der Stadt: Ja, aber nicht auf Kosten aller anderen Verkehrsteilnehmer:innen. Die „Vision Zero“, um die Anzahl der Verkehrstoten auf Null zu drücken, wird in manchen Städten schon erreicht – in Wien leider noch nicht. 

E-Scooter

Im Alltag habe ich mich mit den elektrischen Stadtflitzern noch nicht so richtig angefreundet, die eines Tages plötzlich da waren. Niemand weiß so recht, woher sie kommen – aber ihre schiere Menge zwingt uns dazu, sich mit ihnen zu beschäftigen. Vor allem, wenn sie mal wieder mitten am Gehsteig stehen und anderen den Weg blockieren! Aufgrund ihrer mitunter doch sehr anstrengenden Omnipräsenz hat sich die Stadt Wien vor kurzem dazu entschlossen, die Scooter-Flut zu begrenzen. Natürlich sind damit die Fahrzeuge der verschiedenen Leihfirmen gemeint; private Scooter, ob mit E oder ohne, unterliegen diesen Beschränkungen nicht.

Ich bin lange nicht warm geworden mit den Dingern. In Wien sowieso nicht, hier bin ich zu sehr daran gewöhnt, meine Wege zu Fuß und mit den Öffis zurückzulegen. Und ehrlich gesagt, bin ich auch zu geizig dazu, für jede Fahrt ein paar Euros zu überweisen. Aber im Ausland sieht es anders aus! Für mich entdeckt habe ich die E-Scooter letzten Sommer auf der estnischen Ostsee-Insel Saaremaa. Unser Quartier war etwa zweieinhalb Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt Kuressaare entfernt; dank der Scooter haben wir uns etliche Stunden „Straßenhatscher“ (wie meine Mutter sagen würde) erspart. Und ich finde, ich sehe darauf ganz schön flott aus.

Und sonst?

Es gibt noch mehr Möglichkeiten, von A nach B zu kommen und nebenbei die Stadt zu erkunden, wobei diese Fortbewegungsmittel eher in den Bereich der Freizeit fallen. Aber die Freizeit hat ja im Alltag auch ihren Platz! Ich träume schon länger davon, mir ein SUP (Stand-Up-Paddel) zuzulegen und die Alte Donau der Länge nach zu befahren: bei der U6-Station Neue Donau aussteigen, bei der U2-Station Donaumarina wieder einsteigen. Dazwischen: paddeln und chillen. Wer ein Boot oder ein Kajak hat, ist natürlich schneller unterwegs, verpasst aber dieses tolle Gefühl, das Wasser direkt unter den Füßen zu haben. Im Winter, wenn die Alte Donau zufriert, lässt sich der Weg auch mit Eislaufschuhen bewältigen (wie ich hier dokumentiert habe).

Fazit

In der idealen Stadt ist es möglich, unter allen nachhaltigen Verkehrsmitteln frei zu wählen, womit ich von A nach B komme. Und das gilt nicht nur für mich, sondern für alle Menschen – von Jung bis Alt! Wenn es um nachhaltige Fortbewegung in der Stadt geht, müssen wir die Mobilität von allen gesellschaftlichen Gruppen und ihre jeweiligen Bedürfnisse mitdenken. Nachhaltig in der Stadt unterwegs zu sein, bedeutet für mich, die Stadt als vielfältigen Lebensraum zu begreifen und jene Fortbewegungsmittel zu stärken, die umwelt- und menschengerecht sind.

Na dann: A-B in die Stadt!


Anmerkung: Dieser Artikel enthält bezahlte Werbung von smart.com. 

Warum du auf Stadtstreunen.at Werbung liest, erfährst du hier. 


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Meine aktuelle Lektüre in der Straßenbahn ist ein echtes Stadtstreunen-Buch: „Ich bleib in der Stadt und verreise. Vom Gehen und Verweilen in Wien“ von Oskar Aichinger, erschienen 2017.

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2 Kommentare

Gabi 16. Juli 2023 - 10:14

Hallo Eva,
ich bin seit einigen Monaten stille Leserin deines Blogs, der mir sehr gut gefällt. Sobald die Temperaturen wieder erträglich sind, möchte ich einige deiner Tagestouren nachgehen. Das Gehen ist schon seit meiner frühesten Kindheit, ja ich weiß, das klingt unglaublich, meine liebste Fortbewegungsart und das Fahren mit den Öffis. Dank dem Klimaticket bin ich jetzt in der Pension auch sehr viel mit dem Zug unterwegs und dafür finde ich auf deinem Blog ja viele Ideen wohin es sich lohnt hinzufahren.
Zu deiner Frage wegen geeignetem Schuhwerk. Also ich habe durch eine Freundin vor zwei Jahren Sketchers entdeckt und ich kann sagen, das sind für mich die angenehmsten Freizeitschuhe. Mit denen bin ich nahezu das ganze Jahr unterwegs. Vielleicht wären die auch was für dich.
Die Bücher von Oskar Aichinger waren mir bis dato völlig unbekannt – Danke auch für diesen Tipp. Zwei davon sind schon auf meiner Leseliste und wandern nächste Woche in meine Einkaufstasche.
Ich wünsche dir noch einen schönen Sommer und freue mich auf deine weiteren Blogeinträge

Liebe Grüße
Gabi

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Stadtstreunerin | Eva 18. Juli 2023 - 9:38

Liebe Gabi,
danke für den Tipp!
Ich freue mich, dass du hier so viel Inspiration findest. Das ist mein erklärtes Ziel 🙂
Schönen Sommer wünsche ich dir!
Bis bald auf Stadtstreunen.at
Eva

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