Ein Regenbogen über Wien: Der Stadtwanderweg 1

von Stadtstreunerin | Eva

Die Nummer eins unter den Wiener Wanderwegen ist eindeutig der Stadtwanderweg 1. Er führt auf wunderschöner Strecke von Nussdorf auf den Kahlenberg, verläuft durch den Wienerwald und durch ausgedehnte Weingärten. Das wirklich Besondere am Stadtwanderweg 1 ist aber der einmalige Blick auf und über die Stadt: Touristinnen und Touristen aus aller Welt strömen auf den Kahlenberg, um von hier aus den Stephansdom und das Riesenrad zu erspähen. (Einheimische halten dagegen eher Ausschau nach ihrem Wohnhaus, den beiden hässlichen Türmen des Allgemeinen Krankenhauses oder dem Kraftwerk in Simmering.)

Trotz dieser Strecke voller Highlights habe ich den Stadtwanderweg 1 jahrelang aufgeschoben. Schon seit 2017 bin ich damit beschäftigt, die Stadtwanderwege abzugehen, und dieses Projekt zieht sich aus unerfindlichen Gründen in die Länge. (So unerfindlich sind die Gründe aber dann auch wieder nicht – auf Stadtstreunen.at soll es Beweise dafür geben, dass mir das Stadtwanderwege-Projekt weniger wichtig ist als z.B. eine Reise nach Tunesien.) Egal. Nur nicht aufgeben! 

Immer den Schildern nach

Bei jedem Wetter wandern

Einmal fest dazu entschlossen, kann mich nicht einmal der schlechteste Wetterbericht vom besten aller Stadtwanderwege abhalten. Es gießt in Strömen, als Helmut und ich an einem Samstag Ende April mit dem D-Wagen nach Nussdorf fahren (außer Helmut wollte komischerweise niemand mitkommen). Aber wir haben ja einen Schirm dabei! Und schon bald kommt wieder die Sonne heraus, immerhin ist April.

Der Wanderweg beginnt in der Zahnradbahnstraße: eine Erinnerung daran, dass es anno dazumal eine echte Alternative zum Wandern gegeben hat. Der Betrieb der dampfbetriebenen Zahnradbahn – immerhin die erste Österreichs – wurde aber leider im Jahr 1922 eingestellt. Die schon oft herbeigeredete Seilbahn auf den Kahlenberg gibt es auch noch immer nicht – zuletzt haben sich FKK-Fans auf der Donauinsel vehement dagegen ausgesprochen -, also bleibt uns nichts anderes über, als selbst zu gehen. Wir spazieren den Beethovengang entlang, passieren das altehrwürdige Denkmal des berühmten Komponisten und sinnieren in der feucht-schwülen Luft darüber, warum sich bisher keine Wiener Jugendbewegung als Beethoven-Gang bezeichnet hat. (Sehr lustig…)

Nach einiger Zeit kommen wir an einem kleinen Garten vorbei, in dem buddhistische Flaggen neben einem kleinen Tempel wehen und kunstvolle Figuren zum Staunen einladen. Ein originelles Stück Tibet in Wien! Während ich schnaufend den Kahlenberg bezwinge, erzählt mir Helmut von seiner Zugreise von Wien nach Lhasa im Jahr 2010. 

Das Rumpeln der Züge, das ich mir bei der Erzählung lebhaft vorstellen kann, korrespondiert dabei schön mit dem Rumpeln des nächsten Gewitters. Der Himmel rechts von uns wird dunkel, immer dünkler, und schon sind wir mittendrin im Unwetter. Die Büsche und Bäume des Wienerwalds bieten nur begrenzten Schutz vor dem Regen, auch der Schirm ist nur mäßig nützlich, aber wenigstens verschonen uns die Blitze. Mittlerweile ist nicht nur Helmut davon überzeugt, dass das Wetter nicht ganz ideal zum Wandern ist…

Der Regenbogen Nummer 1

Aber: „Es reißt ja schon wieder auf!“ Auf das Aprilwetter ist eben Verlass. Und nachdem wir endlich die Höhe erreicht haben und auf der Aussichtsplattform am Kahlenberg stehen, werden wir mit dem schönsten Regenbogen belohnt, den ich je über Wien gesehen habe. Zuerst schimmern die bunten Farben nur ganz zart, dann werden sie immer kräftiger und schließlich tritt sogar ein zweiter Regenbogen in Erscheinung. Das Ende des Regenbogens, wo angeblich ein Schatz vergraben sein soll, befindet sich dabei ganz eindeutig in einem Heurigen inmitten der Weingärten. Der Regenbogen ist ein Wiener!

Zurück zum Ausgangspunkt

Den weiteren Weg zurück nach Nussdorf legen wir leichtfüßig und bestens gelaunt zurück. Die untergehende Sonne versorgt uns mit schönen Licht- und Wolkenstimmungen, die schwüle Luft ist einer klaren, frischen Luft gewichen. Wir schauen abwechselnd auf die Donau, auf die Weinstöcke, auf die Stadt. Nach und nach erreichen wir wieder das bewohnte Gebiet, wobei der Übergang in die Zivilisation dank der vielen Bäume und Blüten sehr sanft ausfällt.

Ich nehme mir vor, das Stadtwanderwege-Projekt noch heuer abzuschließen, weil es ja eigentlich-eh-doch so schön ist. Na dann: Bis bald, äh… ganz bald auf den Wiener Stadtwanderwegen!

Grüner wohnen in Nussdorf


Wanderfazit

Weg: Haltestelle D-Wagen Nussdorf – Zahnradbahnstraße – Beethovengang – Wildgrubgasse – Wildgrube – Sulzwiese – entlang der Höhenstraße – Brücke über Höhenstraße – Stefanie-Warte/Sender Kahlenberg – entlang der Höhenstraße zur Josefinenhütten – Eisernenhandgasse – Kahlenberger Straße – Eichelhofweg – Eichelhofstraße – Nußberggasse – Bockkellergasse – Zahnradbahnstraße – Haltestelle D-Wagen Nussdorf

Strecke: 11 Kilometer

Zeit: Drei Stunden (+ Zusatzzeit für Regenbogenbewunderung)

Urteil: Sehr empfehlenswert! Der Stadtwanderweg ist vergleichsweise barrierearm, rund um die Aussichtsplattform am Kahlenberg sind die Wege asphaltiert. Wer nur den Ausblick genießen will, kann auch den Bus ab Heiligenstadt nehmen. Die Stephanie-Warte auf dem Gipfel des Kahlenbergs ist in den Sommermonaten an Samstagen, Sonn- und Feiertagen geöffnet. Einkehrmöglichkeiten gibt es bei zahlreichen Heurigen.

Zum Weiterlesen

Hier findest du Berichte von den Stadtwanderwegen, die ich schon gegangen bin:

Stadtwanderweg 2 – Hermannskogel (2021)

Stadtwanderweg 3 – Hameau (2022)

Stadtwanderweg 4 – Jubiläumswarte (2017)

Stadtwanderweg 4a – Ottakring (2021) 

Stadtwanderweg 5 – Bisamberg (2021)

Stadtwanderweg 6 – Zugberg-Maurer Wald (2022)

Stadtwanderweg 7 – Laaer Berg (2017)

Stadtwanderweg 8 – Sophienalpe (2021)

Stadtwanderweg 9 – Prater (2017)

Auch den Wanderweg rund um Wien bin ich schon gegangen:

Rundumadum – Rund um Wien (2020)

Ich und die Stadtwanderwege, Symbolbild

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