Querfeldein durch den Winterwienerwald

von Stadtstreunerin | Eva

Der Jänner hat uns in Wien einen einzigen Schneetag geschenkt. Einen einzigen! Wenigstens fiel der auf einen Sonntag, sodass mein Wanderkollege Alex und ich eine ausgedehnte Tour durch den Wienerwald unternehmen konnten. Das Motto unseres Ausflugs war: „Wenig Aufwand, viel Neues“. Nach ein bisschen Recherche stieß ich auf einem anderen Blog auf eine Idee. Und schon saßen wir im Bus 52A und fuhren in Richtung Wald. 

Der Wald ruft!

Auf dem Kolbeterberg

In meiner Kindheit war „Rund um den Kolbeterberg“ ein Standardspaziergang. Seitdem habe ich die kleine Erhebung im Wienerwald links liegen lassen – bis ich draufgekommen bin, dass man auch auf den Kolbeterberg gehen kann. Wir schlugen uns ein paar hundert Meter durch den tief verschneiten Wald, bis wir die Kuppe erreicht hatten. Hier wartete ein kleines, improvisiertes Gipfelkreuz auf uns – und sogar ein Gipfelbuch mit folgender Widmung:

Der Kolbeter Berg (428 m)
ist zwar nur ein Zwerg
im Wienerwald!
Aber man liebt ihn ziemlich bald:
er hat ein Kreuz am Gipfel
sowas steht nicht auf jedem Schipfl!
Aber, was fehlt noch, such!
Das ist für Dich ein Gipfelbuch!

Am Gipfel

Ein echtes Gipfelbuch!

Wir hinterließen einen deutlich weniger kreativen Eintrag: „Erstbesteigung im Schnee. Eva & Alex, 14. Jänner 2018.“ Dann folgten wir einem Pfad, der uns bergab führte. Offenbar gibt es doch einen ausgetretenen Weg auf den Kolbeterberg! Nach einiger Zeit stießen wir auf eine Wegkreuzung, wo ein Vogelhäuschen und Futterknödel viele kleine Meisen anzogen. Dann kamen wir zu einer Forststraße, die ich von anderen Wanderungen kannte, und folgten ihr eine Zeit lang.

Alles weiß!

Bergauf, bergab

Auf dem Hochbruckenberg

Nach einigen Überlegungen beschlossen wir, den zweiten Berg auch noch zu erklimmen: den Hochbruckenbergmit seinen 497 Metern einer der höchsten Berge im Wiener Gemeindegebiet. Wir schlugen uns durch das weiße Dickicht, traten über gefrorene Brombeersträucher und überquerten eine kleine Lichtung. Nachdem der Hochbruckenberg keinen markanten Gipfel hat und schon gar kein Gipfelkreuz, beschlossen wir irgendwann anhand der GPS-Daten einfach, dass der Gipfel jetzt erreicht sei.

Im Dickicht

Am Hochbruckenberg

Querfeldein durch den Wald

Obwohl die Besteigung des Hochbruckenbergs meine Idee gewesen war, wurde ich nun ein wenig nervös. Der Wald sah einfach in jede Richtung genau gleich aus! Der Handyempfang war so schlecht, dass wir uns auf unser Gefühl verlassen mussten. Prompt gingen wir in die nicht ganz richtige Richtung… Wir schlugen uns durch Buchengebüsch und Dornenhecken und hofften darauf, nach dem nächsten Tannenbaum einen Weg zu finden. Alex meinte zu meiner aufsteigenden Panik: „War das nicht Teil des Plans, dass wir uns ein bisschen verirren?“ Hm – auch wieder wahr!

Im Wald der Symmetrien

Zum Glück wurde dann der Empfang besser und ich konnte mein Handy zu Rate ziehen. Die Karte zeigte an, dass wir durch einen tiefen Graben mussten. Danach ging es wieder steil bergauf, aber bald durchbrachen wir die gleichförmige Kulisse des Winterwaldes und kamen auf eine ausgedehnte Wiese. Geschafft!

Endlich auf der Wiese!

Schneesturm auf der Alm

Wir stapften querfeldein über die Wiese und erreichten bald die Franz-Karl Fernsicht, von der aus aber nicht allzu viel Ferne zu sehen war. Stattdessen gerieten wir am Weg zur Sophienalpe in einen echten Schneesturm – und das in Wien!

Durch Wind und Wetter

Da das Gasthaus zugesperrt war, entschieden wir uns spontan für einen Abstecher zur Rieglerhütte. Doch auch die war geschlossen! Als ob es nicht auch mitten im Winter ausgehungerte Gäste geben würde… Wir mussten uns also mit einer mitgebrachten Orange und ein bisschen Thermoskannentee zufriedengeben.

Hinüber zum Schwarzenbergpark

Bald wurde uns kalt bei der Rast und wir gingen weiter. Wir folgten einem gatschigen Weg bergauf und gingen dann nach einer scharfen Linkskurve lange parallel zum Hang, bis wir den Schwarzenbergpark erreichten. Von dort aus gingen wir durch Neuwaldegg und die Alszeile entlang bis nach Hernals. Zum Abschluss kehrten wir noch in die Konditorei gleich nach der S-Bahn-Station ein und irritierten dort das betagte Publikum mit unserem Schneesturmoutfit. Ein Hoch auf den Winter in Wien! 

Weißer Gang


Wanderfazit

Weg: Karl-Bekehrty-Straße (52A Haltestelle Karl-Bekehrty-Straße) > Mansellwiese > querfeldein > Kolbeterberg > Forststraße > querfeldein > Hochbruckenberg > querfeldein > Franz-Karl Fernsicht > Sophienalpe > Rieglerhütte > Schwarzenbergpark > Waldegghofgasse > Dornbacher Straße > Alszeile > Heigerleinstraße > Hernalser Hauptstraße (S45 Haltestelle Hernals)

Strecke: 14,1 Kilometer

Zeit: 2 Stunden und 30 Minuten (reine Gehzeit)

Urteil: Nutze die Jahreszeit!

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