Wien mal zwei

von Stadtstreunerin | Eva

Letztes Jahr entstand aus dem Rhythmus träger spätsommerlicher Nachmittage ein Gedicht. Die Inspiration dazu kam vom Radiosender FM4, der eines Morgens das Lied Wien wie es zweimal war“ vom Ersten Wiener Heimorgelorchester in meine Küche brachte. Das Gedankenspiel der Band, Wien einfach mal zu verdoppeln, fand ich faszinierend: Da ist die Rede vom Vierfachadler, der über Kaisergruft eins und zwei hängt, der Halbgasse, die plötzlich ganz wird, und den Achteln, die nachts auf den Gürteln zu Vierteln werden. Zwei Westwinde blasen derweil die Menschen über beide Ringstraßen an den Opern vorbei, und Autos stehen auf dem Weg in die Lobaus in Staus. Im Refrain heißt es Meine beiden Herzen und meine zehn Sinne gehören Wien“. Tagelang blieb das Lied in meinem Kopf hängen, der nach und nach seine eigene Version davon produzierte. 

Wien als es zweimal war

Als alles doppelt war

 

Als es zwei Donauinseln gab
auf denen das Inselleben doppelt so süß war
Als es zwei Hauptalleen gab
und doppelt so viel Kastanienbäume

 

Wien als es zwei glitzernde Goldtürme gab
nebeneinander in der Spittelau

Als es zwei flache Schlösser in Simmering gab
und einen doppelten Zentralfriedhof
mit zweimal so viel Gespenstern

 

Wien als es dich und mich gab

 

Da war Wien doppelt so leiwand
so halbwegs zumindest.

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