Sommer im Süden: der Stadtwanderweg 6

von Stadtstreunerin | Eva

Wer sich als wahre Stadtstreunerin bezeichnen will, muss alle Stadtwanderwege abgehen! Ich verfluche mich dafür, dass ich im fernen Jahr 2017 diesen Wahlspruch erstmals formuliert habe. Seither sind aus den damals elf Wiener Stadtwanderwegen bereits 14 geworden. Ich komme nicht hinterher, das Projekt zieht sich in die Länge. Aber immerhin: Nicht nur eine Silber- und eine Goldnadel winken mir, sondern sogar eine Platinnadel, wenn ich per Stempel alle Wege nachweisen kann. (Hier geht’s zum Wanderpass der Stadt Wien.)

„Platinnadel, ich komme!“, rufe ich mir zwecks Steigerung der Motivation zu, als ich mich an einem heißen Tag Ende Mai auf den Weg nach Rodaun mache. Der Stadtwanderweg 6 steht diesmal am Programm, der eine weite Runde durch den südwestlichen Stadtrand Wiens zieht. Der Weg beginnt bei der Endstation der Straßenbahnlinie 60 und führt erst durch die stark befahrene Ketzergasse, die so manche kuriose und eine „problematische“ Ecke zu bieten hat. 

Eine Vorstadt wie damals

Alchemie und Gold!

Wer kann sich noch an den Konsum erinnern?

My brain is 90% song lyric

„Problematisch“, hmm

Von Föhren zu Buchen

Nach einem kurzen Zwischenhalt bei der Bergkirche in Rodaun besteige ich den Zugberg. Ich ahne: Es wird gebirgig! Tatsächlich hat der Zugberg nicht nur einen Föhrenwald zu bieten, sondern sogar eine richtige Gratwanderung – einmalig im Wiener Stadtgebiet. Dann führt der Weg lange geradeaus durch einen schönen Buchenwald bis zur Wiener Hütte, die schon in Niederösterreich liegt. 

Bergkirche mit Friedenslicht

Gratwanderung

Unter dem Blätterdach

Löwenzahn

Tennis bei der Stempelstelle

Der Stadtwanderweg 6 ist nicht nur zu Beginn etwas eigentümlich, auch die Stempelstelle bei der Hälfte des Weges stellt für mich eine kulturelle Neuentdeckung dar: Sie befindet sich beim Tennisplatz in Breitenfurt. Das Stammpublikum trinkt unter einer breiten Markise Bier und sieht den Spielern zu. Das monotone Aufprallen der Tennisbälle wird immer wieder von einem dröhnenden Gelächter übertönt. Die Kellnerin begrüßt mich: „Hallo, Sie kommen sicher zum Stempeln!“ Woher weiß sie das nur?

Willkommen am Tennisplatz!

Beschauliches Leben

Und weiter geht’s

Immer dem Wegweiser nach!

Über die bunte Blumenwiese

Nach dem Tennisklub muss ich eine Straße überqueren und eine Zeit lang ihrem Verlauf folgen. Ich bin froh, als ich wieder in den Wald komme und der Straßenlärm nach und nach abebbt. Bald erreiche ich eine ausgedehnte Wiese, die Eichwiese, in der es auf andere Art laut ist: Hier summt und brummt es nur so dahin. Wer genau hinschaut, erkennt zahlreiche Blumen – eine bunter und schöner als die andere. Eindeutig eine Wiese für das kleine „Ich-bin-ich“ von Mira Lobe! 

Auf der bunten Blumenwiese…

…geht ein buntes Tier spazieren…

…und hängt seine Wäsche auf!

Zum Frosch-, Molch- und Libellenteich

Nachdem ich die große Wiese passiert habe, treffe ich auf Wegweiser des rundumadum-Weitwanderwegs, der in etwa 120 Kilometern einmal rund um Wien führt. Ich lasse mich davon von meiner geplanten Route entlang des Stadtwanderweges 6 abtreiben (unabsichtlich, ich schwöre!), was mir durchaus recht ist: So kürze ich den Wandertag etwas ab und komme außerdem am Pappelteich vorbei. Hier habe ich schon als kleines Kind gespielt und die vielfältige Natur bewundert. Auch heute lasse ich mich hier nieder, um Frösche, Libellen, Molche und Muscheln zu beobachten.

Am Pappelteich

Frosch unterwegs

Aus nächster Nähe

Zurück an den Stadtrand

Von hier aus dauert es nicht mehr allzu lange, bis ich die Ausläufer der Zivilisation erreiche. Sie zeigen sich in herrschaftlich anmutenden Villen ebenso wie in einer Kirche und einem verfallenen Haus. Der Weg führt dann am Kollegium Kalksburg vorbei und die Liesing entlang. Der kleine Bach bietet noch mal ein bisschen Idylle, bevor ich zurück in die Ketzergasse und zur Haltestelle der Straßenbahn komme. Kaum zu glauben: Wieder einen Stadtwanderweg geschafft! Nur noch fünf weitere bis zur Platinnadel…

Kirche in Kalksburg

Verwachsene Tür


Wanderfazit

Weg: Rodaun (Endstation 60er) – Ketzergasse – Willergasse – Rodauner Kirche – Zugberg – Wiener Hütte – Roter Stadl – Eichwiese – Gütenbachtal – [Jägerhaus – Antonshöhe – Schießstätte – Georgenberg -] Pappelteich – Kalksburger Straße – In der Klausen – Kalksburg – Mackgasse – Promenadeweg – Ketzergasse – Rodaun (Endstation 60er)

Strecke: 10,5 Kilometer bzw. 12,5 Kilometer (volle Strecke)

Zeit: Vier Stunden trotz der Abkürzung – länger, als ich dachte

Urteil: Eine ideale Runde, um den verschwiegenen Südwesten von Wien kennenzulernen. Zwischen Zugberg und Wiener Hütte zieht sich die Strecke aber etwas, weil es lange nur geradeaus geht. Wer die architektonisch spannende Wotrubakirche etwas oberhalb des Pappelteichs noch nicht kennt, sollte unbedingt einen Abstecher dorthin machen!

Zum Weiterlesen

Hier findest du Berichte von den Stadtwanderwegen, die ich schon gegangen bin:

Stadtwanderweg 2 – Hermannskogel (2021)

Stadtwanderweg 3 – Hameau (2022)

Stadtwanderweg 4 – Jubiläumswarte (2017)

Stadtwanderweg 4a – Ottakring (2021) 

Stadtwanderweg 5 – Bisamberg (2021)

Stadtwanderweg 7 – Laaer Berg (2017)

Stadtwanderweg 8 – Sophienalpe (2021)

Stadtwanderweg 9 – Prater (2017)

Auch den Wanderweg rund um Wien bin ich schon gegangen:

Rundumadum – Rund um Wien (2020)

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