Vom Biber und dem ewigen Eis

von Stadtstreunerin | Eva

Nicht ein Schnurrbarthaar war zu sehen, geschweige denn eine schuppige Schwanzflosse. Was, ein Katzenfisch? – Nein, die Rede ist natürlich vom Biber, dem größten Nagetier Europas. Ungefähr 250 seiner Art leben in Wien – immer nahe am Wasser: Auf der Donauinsel, am Donaukanal, an der Alten Donau, in den Pratergewässern, sogar am Liesingbach und am Wienfluss haben es sich die putzigen Biber häuslich eingerichtet.

Ihre typischen Verhaltensweisen sorgen allerdings regelmäßig für Konflikte: Mit ihren scharfen Zähnen nagen sie alles nieder, was ihnen im Weg steht und schmackhaftes Futter verspricht. Da die Tiere eher scheu und zudem nachtaktiv sind, begegnet man meistens nur den Spuren, die sie im stadtnahen Grün hinterlassen: Angenagte Bäume und umgestürzte Stämme sind keine Seltenheit entlang der Wiener Gewässer.

Achtung, angenagter Baum!

Mit ein bisschen Streunerinnenglück lässt sich aber auch ab und zu eine echte Biberburg bestaunen. Biber sind sehr geschickt darin, Dämme zu bauen – übrigens auch nicht gerade eine Eigenschaft, mit der sie sich beliebt machen! Eine Staumauer aus abgenagten Ästen und Schlamm dient ihnen zum Schutz ihrer Behausung, einer Höhle, die sie in die Uferböschung graben.

Dort leben die Biber in Kleinfamilien: Ein Elternpaar teilt sich den Raum mit mehreren Jungbibern aus zwei Generationen. Der Nachwuchs bleibt im trauten Heim, bis die Geschlechtsreife erlangt ist. Dann wird es Zeit, sich ein eigenes Revier zu erobern – eine Biberfamilie braucht dazu einen etwa ein bis drei Kilometer langen Uferabschnitt.

Mit dem Rad zur Biberburg

Unlängst habe ich einen Hinweis erhalten, wo ich eine solche Biberburg finden könnte. Und schon fand ich mit meinem Fahrrad den Weg auf die Donauinsel. Zwar halten Biber keinen Winterschlaf, aber angetroffen habe ich natürlich trotzdem keinen. Das störte mich nicht weiter, denn ich habe ja schon zweimal einen Biber in Wien gesehen. Und so eine Biberburg ist auch für sich ganz schön beeindruckend! Faszinierend, dass nur das gestaute Wasser oberhalb des Dammes gefroren ist – als wollten sich die Biber ihren privaten Eislaufplatz schaffen.

Blick auf die Biberburg

Futterplatz im Eis

Die Liebe zum Eis

Einen Eislaufplatz gibt es allerdings nicht nur für Familie Biber: Die gesamte Neue Donau war in den ersten Märztagen zugefroren! Wie ich schon mehrmals ausführlich dokumentiert habe (zum Beispiel hier, hier oder hier), gerate ich in einen Zustand hirnloser Verzückung, sobald die Wiener Gewässer gefroren sind. Seit ich letztes Jahr ein günstiges Paar Eislaufschuhe erstanden habe, gibt es kein Halten mehr: Das Eis muss erforscht und erkundet werden! Ein bisschen Vorsicht und viel Adrenalin gehören da natürlich dazu – die hallenden Geräusche unter den Schlittschuhen tragen nicht gerade zur Beruhigung bei. Das Motto: Entspann dich nicht, es kann dir was passieren! 

Erkundung der temporären Antarktis

Achtung, Loch!

Vogel war da

Schneidig unterwegs

Rettungsboje

Einsamer Wächter

Das Trainingslager

Aber auch diesmal ist nichts passiert. Und so ist die unendlich scheinende Eisfläche der Neuen Donau nichts anderes als pures Winterglück – zumindest für mich. Was wohl Familie Biber von der Donauinsel zum Eis sagt? 

Blick zurück aufs Eis


Literaturquellen

Die Informationen über die Wiener Biber stammen von hier und von hier.

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