Es war Mitte März und der Wetterbericht versprach: „In der Nacht auf Sonntag wird es weiß“. Ein allerletztes Aufbäumen des Winters also! Voller Vorfreude packte ich schon am Samstag Abend meine Sachen für einen ausgedehnten Winterspaziergang auf der Perchtoldsdorfer Heide. Die eineinhalb Zentimeter Schnee, die dann letztendlich auf die Erde rieselten, waren allerdings kaum der Rede wert. Aber – man nimmt ja, was man kriegen kann! Und so schnappte ich mir die beste Freundin und machte mich – zugegeben mit etwas weniger Enthusiasmus als bei meinen Eistouren – auf die Suche nach dem Winter im Frühling.
Das Schweigen des Osterhasen
Zunächst spazierten wir durch den verlassenen Ortskern von Perchtoldsdorf. Vor der Burg trafen wir einzig einen überlebensgroßen Osterhasen an, der uns zum Besuch des benachbarten Ostermarktes animieren wollte. Wir nahmen gerne ein Stück Schokolade aus seinem Korb, gruselten uns aber vor seinem Schweigen. Mangels Frühlingsgefühlen ließen wir den Markt links liegen und tauchten lieber in den eisig kalten Föhrenwald ein.
Das Scheunenwrack
Auf einer Wiese entdeckten wir die Reste einer kleinen Scheune. Längst verrostet und ohne Wände, bot sie spektakulären Eisformationen ein vorübergehendes Zuhause. Aus einem nahen Garten bellte uns ein Hund an, ohne dass er uns von der eingehenden Besichtigung der Ruine abhalten konnte.
Vom Frühling unter der weißen Decke
Bald hatte uns wieder der Wald verschlungen. Wir verirrten uns auf dem Weg auf die Perchtoldsdorfer Heide aber nur ein kleines bisschen! Und dabei fanden wir zahlreiche Beweise, dass die erstarrte Erde schon längst wieder zu Leben erwacht war. Lässt sich nur hoffen, dass der kalte Überzug keine bleibenden Schäden am frischen Grün anrichtet!
Das Gewicht der Welt ertragen
Wühlten wir an manchen Stellen des Waldbodens im Schnee, wurden wir schnell fündig: Violette Blümchen traten da und dort ans Tageslicht. Man bekam fast Mitleid mit ihnen angesichts der Last, die den unschuldigen Blüten da aufgebürdet wurde!
Schaukeln für alle
Selbst bei Eiseskälte – oder eigentlich: gerade dann! – darf der Spaß beim Streunen nicht zu kurz kommen. Wie gut, dass die Perchtoldsdorfer Heide ausreichend mit Schaukeln ausgestattet ist!
Der Blick der Heide
Und dann hatten wir aus dem Wald herausgefunden und wurden mit einem Blick über Wien und sein weitflächiges Becken belohnt. Weder Steinschafe noch Ziesel, die sonst hier anzutreffen sind, leisteten uns bei einer kurzen Rast Gesellschaft. Stattdessen entdeckten wir die Spuren einiger Kinder, die den wenigen Schnee zum Bobfahren nutzten – offensichtlich durch nichts von ihrem Rodelvergnügen abzuhalten!
Von Föhrenwald zu Föhrenwald
Zuletzt zog es uns noch auf den Zugberg mit seiner mächtigen Felswand und – noch mehr Föhren. Beim Besteigen des steilen Kamms war schnell alle Kälte vergessen! Dann wurde es aber langsam düster und wir hatten trotz aller Liebe für Felsen und Föhren genug vom Wandern. Wie gut, dass die nächste Straßenbahnstation selbst in den entlegensten Teilen Wiens nie weit entfernt ist!
Wanderfazit
Weg: Schillerpromenade (60er Haltestelle Rodaun) > Donauwörther Straße > Hochstraße > Marktplatz > Kirche Perchtoldsdorf > Hyrtlgasse > Begrischpark > Hyrtlallee > Siebzehn-Föhren-Gasse > Kriegsherrgasse > Wald > Schutzhausstraße > Perchtoldsdorfer Heide > Doktor-Gorlitzer-Gasse > Scholaugasse > Hochstraße > Ketzergasse > Willergasse > Bergkirche Rodaun > Mizzi-Langer-Wand > Zugberg > Promenadeweg > Breitenfurter Straße (60er Haltestelle Breitenfurter Straße)
Strecke: 10,8 Kilometer
Zeit: 2 Stunden und 10 Minuten (reine Gehzeit)
Urteil: Langsam könnte es wirklich Frühling werden!