Wir gehen durch den verschneiten Auwald, auf breiten, weißen Pfaden, rundherum überall das braune Dickicht, darüber ein trüber Himmel. Da und dort zittert noch ein letztes grünes Blatt. Zuerst gehen wir geradeaus, dann links, und dann tut sich auf der rechten Seite auf einmal ein Pfad auf. Und da ist es, grau und kalt und wunderschön – das Wasser!
Die Wellen treiben in unsere Richtung, nur beim Ufer kommen sie nicht an. Eine dünne Eisschicht hat sich gebildet, die erste des Jahres. Noch reicht ein Ast, um uns den Weg frei zu machen.
Dann sagt einer: Ich darf jetzt nicht nachdenken. Und eine andere: Ich muss gleich rein, aber wirklich – gleich. Also stehen wir am Ufer, auf kalten, kleinen Steinen, ziehen uns die Winterjacken aus und die Westen, bis nur noch Bikini und Badehose übrig bleiben. Dann wird es still. Die Füße treten ins Weiche. Das Wasser gibt nach.
Die Kälte sticht in die nackte Haut. Das Atmen fällt schwer. Das Eis beim Ufer klirrt und summt. Leise besingt es die Schönheit des Winters.
Zwei Grad hat das Wasser, null die Luft, schnell wieder raus mit uns! Das violette Handtuch passt gut zu deiner Hautfarbe, sagt jemand. Alle Schichten wieder anzuziehen ist schwierig mit den tauben Fingern. Aber der Ingwertee wärmt gut von innen. Der Becher zittert trotzdem in der Hand. Kommt, wir laufen eine Runde! Dann ist uns gleich wieder warm. Gleich.
Am Heimweg sehen wir Kinder mit Rodeln. Auf einem Feld lagern schön geschlichtete Christbäume in dünnen Netzen. Wir essen Schokolade mit Wacholder und Tannennadeln. Und auf einmal ist Advent.