In den letzten Septembertagen war es warm und wunderschön. Die Enttäuschungen des kühlen Sommers waren vergessen und der Abschied vom Sommer geriet zu einem wochenlangen Unterfangen. Jeden Tag hieß es aufs Neue: Das könnte der letzte schöne Tag sein! Aber die schönen Tage hörten einfach nicht auf.
Lange hat sich der Sommer erfolgreich gewehrt, hat sich aufgebäumt, hat noch einmal alles gegeben. Aber dann war es nicht länger zu übersehen: Obwohl die Natur strotzte vor lauter Grün, schlichen sich die ersten Herbstboten in die Stadt. Astern und Herbstzeitlose blühten auf und wirkten noch etwas verloren in der Landschaft.
Kastanienalleen wurden zu gefährlichen Spielwiesen, die nur noch im Zickzack zu passieren waren. Und beinahe unbemerkt fingen die Bäume mit ihrem alljährlichen Farbentausch an.
Trotzdem war die Stadt überrascht, als sie vom Herbst mit voller Wucht getroffen wurde. Ein Dienstagmorgen machte unter Zuhilfenahme aller ihm möglichen Mittel deutlich, dass es nun endgültig mit der Sommerseligkeit vorbei war: Regen, Kälte und Wind erwischten die Stadtbevölkerung unvorbereitet an ihrer empfindlichsten Stelle. Alle verzogen das Gesicht, spannten ihre Schirme auf und niesten einmal kräftig.
Dann aber kehrten langsam die Lebensgeister wieder zurück und hüllten sich in warme Wolldecken, um mit melancholischer Miene eine Hymne auf den Herbst anzustimmen:
Hallo Herbst
Bunte Blätter hüllen dich ein
Beschützen die blanke ErdeWind hebt dich nach oben
Verscheuch doch die Nebel
Noch bist du starkBitte Herbst
Werde golden
Du bist so schön
Ob der Herbst wohl dadurch gnädig gestimmt werden konnte?